Die Hohenberneck

 

Historische Hintergründe
Bild: Die Hohenberneck.
Ausschnitt aus einer Ansicht von 1767.

Die Hohenberneck ist nicht die erste Burg, die an dieser Stelle errichtet wurde. Der erste Bau war die vor 1168 errichtete, so genannte Walpotenburg, die früher fälschlicherweise mit dem Alten Schloss (siehe extra Artikel) identifizert wurde. Im Jahre 1478 wurde Veit von Wallenrode dem Burgstall (=Ort einer ehemaligen Burg) der Walpotenburg belehnt um an dieser Stelle einen neuen Bau aufzuführen.

Veit war zu dieser Zeit Amtmann im Alten Schloss. Der Bau der neuen Burg begann mit der Marienkapelle, die noch vor der eigentlichen Burg fertig gestellt wurde. Veit von Wallenrode erlebte die Fertigstellung der Burg Neuwallenrode, wie sie zu dieser Zeit genannt wurde, nicht, da er 1499 starb. Seine Töchter konnten wohl mit diesem Anachronismus nicht viel anfangen, denn sie verkauften die Burg an den Amtmann von Stein, Albrecht von Wirsberg. Dieser stellte sie fertig und verkaufte sie 1501 an Markgraf Friedrich II. von Brandenburg-Kulmbach. 1502 ist der erste Amtmann auf der Hohenberneck, wie die Burg nun hieß, belegt. Der Amtssitz wurde also vom Alten Schloss auf die neue Burg verlegt. Die Rolle der Burg als Amtssitz währte jedoch nur kurz, denn im Jahr 1557 wurde das Amt dem Kastenamt einverleibt, Amtmänner auf der Burg erscheinen nun in der Folge nicht mehr.

Mit der nun nicht mehr von Amts wegen benötigten Burg wurden von 1557 bis 1736 die von Wallenrode belehnt. Mit Karl Friedrich von Wallenrode, dem letzten Lehnsträger, starb die fränkische Linie der von Wallenrode aus. 1737 kaufte der Markgraf die Burg zurück. Ende des 17. Jahrhunderts wird die Burg als ödes, also unbewohntes Schloss bezeichnet.

 

Zur Typologie der Hohenberneck

Die im spätgotischen Stil errichtete Burg Hohenberneck wurde 1501 fertiggestellt zu einer Zeit, in der man keine Burgen mehr baute. Die Burg zählt damit zu den letzten größeren Burgneubauten Deutschlands, ist möglicherweise sogar der letzte Neubau wenn man von den romantischen Neuschöpfungen einmal absieht. Deutlich ist der Einfluss der modernen Pulvergeschütze auf die Bauform zu erkennen. Es gibt - und gab auch nie - einen größeren Turm, vergleichbar den Bergfrieden der klassischen Burg. Der mächtigste Turm, der Kanonenturm (siehe Rundgang), diente der Aufnahme von Feuerwaffen. Die Burg war jedoch nicht mit großen Kanonen, sondern mit Hakenbüchsen ausgestattet.

Bild: Der Artillerieturm.
Zeichnung von 1889 (Quelle: Stadtmuseum).
Insgesamt ist die Burg - zumindest zur Angriffsseite - sehr gedrungen gebaut. Von Norden aus gesehen, versteckt sie sich hinter den Wällen, der eigentliche Burgbau ist kaum auszumachen (siehe Abbildung). Die Wälle konnten den Kanonen weitaus mehr Widerstand entgegensetzen als starres Mauerwerk. Der Bau selbst ist weitaus repräsentativer als frühere Burgen. Bauplastik und große Fenster dominieren den Palas, die bauliche Nähe zum Schloss ist unverkennbar. Es lies sich hier durchaus angenehm wohnen, kein Vergleich zu den Wohnverhältnissen einer klassischen Burg, die in ihrer Frühzeit zumeist nicht einmal Fensterglas besaß.

 

Rundgang
Bild: Grundriss.
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Wir gehen bei unserem Besuch nicht zuerst durch die Zugbrücke auf die Kernburg, sondern wenden uns davor nach links und folgen dem schmalen Pfad. Wir erreichen bald die Verteidigungswälle. Drei mächtige Wälle schützten die Burg auf der Angriffsseite. Auf der der Reichsstrasse zugewendeten Seite schützt nicht nur der Artillerieturm, sondern zusätzlich ein Halbschalenturm die gefährdete Seite. Letzterer war nie ein "vollständiger" Turm, sondern immer auf der Burgseite offen. So konnte, auch wenn der Turm eingenommen wurde, dieser von der Burg aus bestrichen werden. Hier sehen wir deutlich die Bauphilosphie zur Zeit der Feuerwaffen. Nicht Mauern schützen, sondern Erde. Die Burg ist dem direkten Beschuss weitgehend entzogen.

Auf dem Weg zurück zur Zugbrücke können wir uns die eindrucksvollen Senkscharten am Artillierieturm und am Bering ansehen. Durch die mittige Vertiefung in den Scharten konnte auch der Mauerfuß gut unter Beschuss genommen werden.

Wieder bei der Zugbrücke angelangt, können wir von außen den rechteckigen Rahmen erkennen, der uns die eigentliche Größe der Zugbrücke angibt. Diese konnte nicht den gesamten Graben überspannen. Im Torturm selbst entdecken wir in der linken Schießkammer in die Wand eingelassene, rätselhafte Löcher. Wozu dienten diese? Die Burg war mit so genannten Hakenbüchsen ausgerüstet. Der Name stammt von einem Haken, der unterhalb des Laufs angebracht war. Wenn man diesen auf ein Holzstück auflegte, so konnte der Rückstoß der Waffe aufgefangen werden. Ebendiese Löcher dienten der Aufnahme des diesem Zweck dienendem so genannten Prellholz. In einer der Durchlässe für die Ketten können wir noch die ehemaligen Umlenkrollen erkennen.

Vor dem Palas wenden wir uns nach rechts und können erst einmal die schöne Aussicht genießen. etwas weiter finden wir einen weiteren Turm, den Ostturm. Möglicherweise endete hier die 1506 nachträglich eingebaute Wasserleitung. Die Burg besaß also fließendes Wasser. Rechts neben dem heutigen Eingang finden wir eine in die Wand eingelassene, fensterähnliche Nische. Dies ist kein zugemauertes Fenster, sondern ein spätmittelalterlicher Einbauschrank. Die Abdrücke der Bretterschalung im Mörtel sind noch schwach erkennbar.

Neben dem Ostturm stoßen wir auf ein Halbrondell. Dieses Rondell überragte kaum die Wallobergrenze. So konnte die Burg gut vor dem Beschuss mit Kanonen gesichert werden.

Im Nordwesten stoßen wir nun auf den Artillerieturm. Dieses im Volksmund Hungerturm genannte Bauwerk diente nie als Gefängnis, sondern war bis auf die unterste Etage ein reines Verteidigungsbauwerk. Wir erkennen noch die ehemaligen Stockwerke des Turms und die sehr praktisch geformten Schießscharten (Senkscharten).

An der Westwand der Burg befand sich möglicherweise ein heute nicht mehr erkennbarer Aufgang. Die Repräsentationsräume der Burg im ersten Stock konnten also direkt von außen erreicht werden.

Innerhalb des Palas' entdecken wir die Ansätze des Gewölbes im Erdgeschoss. Am Eingang verlief die Wölbung parallel zur Außenwand, an der hinteren Stirnseite quer zu dieser. Im Osten (Der Seite des "Wasserturms") findet man den ehemaligen Ausguss mit Abflussöffnung direkt in den inneren Burghof. Viele in die Wand eingelassene Nischen dienten dem Komfort des Burgherrn. Dies waren sozusagen die Regale oder Einbauschränke der Burg. Sehr gemütlich muss es in den Fensternischen gewesen sein, man konnte dort auf den hellen Sitzbänken, die normalerweise durch Kissen gepolstert waren, die Aussicht genießen. Insgesamt waren selbst bei großen Fenstern die Burgräume eher düster, da die Mauerdicke doch Licht schluckte. Übrigens: Die Mauerdicke im Norden und Westen, also auf der Angriffsseite ist stärker als auf den anderen Seiten. Kannst du das auch erkennen?