Die Marienkapelle


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Die Ruine der Marienkapelle von der via imperii aus gesehen. 

 

Rundgang
 
Grundriss der Marienkapelle (Helfrecht 1795)
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Von der Anlage her ist die Marienkapelle eine spätgotische Burgkapelle deren Stil am überkreuzenden Stabwerk im Eingangsbereich deutlich zu Tage tritt.

Links neben dem Eingang erinnert eine Bauinschrift in gotischen Minuskeln an den Tag der Grundsteinlegung. Sie lautet: "Da man zalt nach Christi gepurt M, ccc. l. xxx. iar. am. sanct yurge abent durch veit von Wallenroth. ist der. erst. stein. an diesse capellen. gelecht." Die Grundsteinlegung fand also am 22. April 1480 statt.

Über dem Eingang kann man noch die Reste eines Postaments erkennen, auf dem sich früher die als wundertätig geltende Marienstatue befand. Sie wurde auf unbekanntem Weg nach Warmensteinach geschafft und fand dort vorübergehend in der dortigen Trassl-Kapelle Asyl.

Das Eingangstor der Burgkapelle konnte durch einen Riegelbalken verschlossen werden, der praktischerweise in der Mauerdicke Platz finden konnte. Schießscharten auf der Straßenseite betonen den wehrhaften Charakter der Kapelle. Im Inneren lassen sich noch die Kragsteine erkennen, auf denen früher die Empore ruhte. Auch die Ansätze des gotischen Kreuzrippengewölbes sind noch zu erkennen. Im achteckigen Chor konnte man noch im 19. Jh. die Fundamente des ehemaligen Altars erkennen. An den Seitenwänden finden wir die Rüstlöcher, die früher das Baugerüst für die Kapelle aufnahmen. Die dort eingemauerten Balken sind vermodert so dass nun die Löcher von der Bauzeit der Kapelle künden.

Links neben dem Chor gelangte man in die Sakristei. Die ehemaligen Türgewände sind leider nicht mehr vorhanden. Aus der Sakristei konnte man früher in das unkundlich erwähnte „umplankte Pfaffenhaus“ gelangen. In Helfrechts Plan ist dieses noch vorhanden, heute sind kaum mehr Spuren davon zu sehen. Eigenartig ist jedoch, dass sich das Gewölbe in der Sakristei nicht, wie man erwarten sollte, nach dem Altarraum hin öffnet, sondern in das Innere der Sakristei. Befand sich der ehemalige Zugang zum Pfaffenhaus nicht auf ebener Erde? Von außen ist im Osten noch die Begrenzung dieses Baus erkennbar.

 

Die via dolorosa



 
Die ehemalige Mariensäule
am Anfang des Kreuzwegs
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Der gefährdete Bildstock
am Hotel Bube
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Der Bildstock am Kichenring
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Veit von Wallenrode errichtete nicht nur die Hohenberneck und die Marienkapelle, sondern auch eine via dolorosa, also einen Kreuzweg. Dieser führte früher von der von der Mainbrücke (Brücke der B2 über den Weißen Main) bis zum Endpunkt auf der Marienkapelle. Bei diesem Kreuzweg handelt es sich um einen sehr frühen Kreuzweg. Die traditionellen 14 Stationen eines Kreuzweges wurden erst in der Barockzeit üblich. Frühe Kreuzwege konnten durchaus nur aus lediglich zwei bildlichen Darstellungen bestehen. Die genaue Anzahl der Bildstöcke unseres Kreuzweges sind nicht bekannt.

Das besondere an unserem Kreuzweg ist, dass drei Stationen belegt und noch teilweise vorhanden sind. An der Mainbrücke befand sich ein Bildstock. Dabei handelte es sich aber nicht um eine klassische Mariensäule. Ein weiterer Bildstock befindet sich am Nebengebäude des Hotels Bube und ist sehr stark gefährdet.

Eine dritte, 1669 restaurierte Darstellung ist in der Wand eines Hauses am Kirchenring (Nr. 21) eingemauert (Vom Eingang des Stadtmuseums nach oben, nach ca. 100 m findet man das Haus auf der linken Seite).


Die via imperii



 
Die via imperii und die via Regia (Quelle: Wikipedia).


Die via dolorosa verlief in ihrer gesamten Länge über die via imperii, die Reichsstraße ohne die die Entstehung der Stadt nicht zu verstehen ist. Sie war eine der wichtigsten Straßen des Reichs und verband Norditalien mit dem Ostseeraum. Die Ursprünge der Straße sind spätestens in karolingischer Zeit zu suchen. Der Verlauf dieser Straße, deren Verkehrsfunktion später die Autobahn A9 übernahm, ist am Schlossberg noch deutlich zu erkennen. Sie zieht sich neben dem Hotel Goldener Hirsch auf die Höhe. Bei den Toilettenanlagen der Freilichtbühne zweigt der Verlauf nach rechts ab - ein grasbewachsener Weg - um zur Marienkapelle zu führen. Unterhalb der Marienkapelle, im Hohlweg, kann man noch die Spuren der Wagenräder erkennen, die sich im Laufe der Zeit selbst in dem extram harten Diabas-Gestein bildeten.